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Dorfkirchweih in Seelach mit ökumenischem Gottesdienst
an der Ellmerskapelle

Viele Veranstaltungen, die als „Kirchweih“ bezeichnet werden, haben mit einer Kirche und deren Weihe bzw. Einweihung nichts zu tun. Nicht nur, weil sich manch weltliches Fest längst von seinem geistlichen Ursprung verselbständigt hat, sondern vor allem auch deshalb, weil das Wort „Kirchweih“ als Bezeichnung für alle möglichen, schon in ihren Wurzeln kirchenfernen Feste und Feiern herhalten muss. Mitunter kommt es aber auch vor, dass eine rein weltliche „Kirchweih“ nachträglich einen Bezug zu Kirche und christlichem Glauben erhält.
So in etwa verhält es sich bei der Seelacher Dorfkirchweih („Sejliche Kerwa“), deren Termin vom dritten Sonntag im Juli bestimmt wird. Dieser günstig zwischen Heu- und Getreideernte gelegene Zeitpunkt wurde im ehemals bäuerlich geprägten Seelach festgelegt, als mit dem 1952 bis 1954 entstandenen Jugendheim (später „Gasthaus zum Heiligenwäldchen“) eine bestens geeignete Veranstaltungsstätte im eigenen Ort zur Verfügung stand. Laut Zeitungsanzeige lud der Gemeinderat Seelach 1953 erstmals zur Kirchweih in das neue Jugendheim, wo es am Samstag Schlachtpartie und am Sonntag und Montag Kirchweihtanz gab.

Neue Tradition ab dem Jahr 2000
Mit dem im Jahr 2000 auf Initiative des Heimatpflege-Vereins eingeführten ökumenischen Freiluftgottesdienst am Kirchweihsamstagabend an der Ellmerskapelle wurde dem lange Zeit rein weltlichen Fest ein kirchlicher Akzent verliehen. Damit „erhielt die Lebensfreude einen Gottesbezug“, wie bei einem dieser Dorfkirchweih-Gottesdienste festgestellt wurde. Ausgehend von der Tatsache, dass Seelach kein eigenes Gotteshaus hat, in dem sich die Gemeinde versammeln kann, betonte Pfarrerin Marion Krämer: „Kirche ist überall – erst recht an dieser alten Kapelle.“ Die zum Gottesdienst beiderseits der Ellmerskapelle wehenden Fahnen Seelachs, Frankens sowie der katholischen und der evangelischen Kirche weisen jeweils darauf hin, dass weltliches und geistliches „Kerwa“-Feiern zusammengehören.
Auch die Zusammengehörigkeit der beiden Konfessionen ist ein zentrales Anliegen der alljährlichen Feier, wobei 2006 und 2007 besondere ökumenische Akzente gesetzt wurden. So unterstrich Diakon Dr. Georg Zenk, dass laut Zweitem Vatikanischem Konzil alle Christen durch die Taufe „Christus eingegliedert“ seien. Weil die Einheit „der Wille unseres Herrn Jesus Christus“ sei, müsse der Weg der Ökumene unbeirrt fortgesetzt werden.
Beim erstmaligen „Kerwa“-Gottesdienst 2000 wurden zwei neu geschaffene, symbolträchtige „Heiligenbilder“ mit den Motiven St. Johannes (Kronach) und St. Michael (Gehülz) geweiht und in dem kleinen Sandsteinquaderbau von 1874 aufgehängt. Zur Erläuterung der beiden Bilder, die unten zu sehen sind, empfiehlt sich die Sonderveröffentlichung „Zwei Heiligenbilder für die Ellmerskapelle“.

Aus Seelachs Kirchweihgeschichte
Als das Landratsamt 1949 die Gemeinden über „feststehende Festlichkeiten“ befragte, antwortete die Gemeinde Seelach, dass sie vor dem Krieg im Juni zu Johanni (offenbar mit St. Johannes Kronach) Kirchweih gefeiert habe. Zusätzlich sei gemeinsam mit der Nachbargemeinde Gehülz deren Kirchweih im September begangen worden, was für die zur Gemeinde Seelach gehörende Gemarkung Dobersgrund mit ihrem Gasthaus „Zum Bergschlösschen“ noch für die frühe Nachkriegszeit (z. B. für 1953) belegt ist. Am 21. und 22. Juni 1925 fand in Seelach „nach 38 Jahren wieder Kirchweih mit Brucktanz“ statt, wie es in einer Anzeige des Wirtes Heinrich Geiger hieß. Tänze bzw. Bälle hielten die Seelacher zeitweise auch in Entmannsdorf (Gemeinde Gehülz) und in Knellendorf ab.
Wie sich der ehemalige Bürgermeister Hans Schmidt 2001 erinnerte, trat während der Seelacher „Kerwa“ 1948 die Währungsreform in Kraft. Musste man beim Tanzabend am Sonntag noch in Reichsmark zahlen, so galt beim abendlichen Tanzvergnügen am Kirchweihmontag bereits die neue Währung D-Mark. Die „Gage“ für sein Akkordeonspiel beim Hahnenschlag am Kirchweihdienstag waren, so Schmidt, 50 Pfennig der neuen Währung.
(bg. / 10. 5. 2008)

► Siehe auch: Haßlacherberg-Internet-Nachricht (HIN) zum 10. ökumenischen Seelacher Dorfkirchweih-Gottesdienst an der Ellmerskapelle 2009 / Plakat zum ökumenischen Dorfkirchweih-Gottesdienst 2013: >>

► Mehr zur Ellmerskapelle gibt es unter Seelach – Denkmäler.

Nachfolgend Fotos von Bernd Graf

 

 
Diese beiden auf Initiative des Heimatpflege-Vereins von Rolf Albrecht geschaffenen
Bilder, die die Gotteshäuser St. Johannes Baptista Kronach und St. Michael Gehülz
mit ihren Patronen bzw. Kirchenheiligen zeigen, hängen seit dem ersten ökumenischen
Dorfkirchweih-Gottesdienst im Jahr 2000 in der Seelacher Ellmerskapelle.

 
Die „Hauptbeteiligten“ an der erstmaligen Feier im Jahr 2000 stellten sich unter einer Regenüberdachung
vor der Ellmerskapelle zu diesem Erinnerungsbild. Von links: Grafiker Rolf Albrecht, Kapellenbesitzer
Willi und Gitta Ellmer, Ortssprecher Herbert Schuhbäck, Heimatpflege-Vereins-Vorsitzender
Bernd Graf, Pfarrerin Marion Krämer und Gemeindeassistent Andreas Roderer.

 
Auf diesem Foto von 2002 sind beiderseits der Ellmerskapelle noch die mächtigen Stämme der
beiden Ebereschen zu sehen, die später gefällt und durch zwei kleinkronige Kugeltrompetenbäume
ersetzt wurden, so dass sich die Kapelle zur „Kerwa“ 2005 in „neuem Ambiente“ präsentierte.

 
Auch beim ökumenischen Kirchweihgottesdienst 2007 wiesen die beiderseits der
Ellmerskapelle wehenden Fahnen Seelachs, Frankens sowie der katholischen und der
evangelischen Kirche darauf hin, dass weltliches und geistliches „Kerwa“-Feiern zusammengehören.


Dieses und das nächste Foto entstanden beim ökumenischen Gottesdienst zur Seelacher Dorfkirchweih 2010.


„Großer Gott, wir loben dich“ fehlt bei so gut wie keinem ökumenischen Dorfkirchweihgottesdienst.

 

Den ökumenischen Dorfkirchweihgottesdienst 2015 hielten Regionaldekan Pfarrer Thomas Teuchgräber und Dekanin Dorothea Richter. Heimatpflege-Vereinsvorsitzender Bernd Graf nannte es „ein gutes Stück Heimatpflege seit 15 Jahren, bei dieser Dorfkirchweih ohne kirchlichen Ursprung auf diese Weise Gott mit ins Spiel zu bringen". Dekanin Richter predigte über das Vaterunser. Im Gebet, das Pfarrer Teuchgräber formuliert hatte, lautete eine der Fürbitten: „Wir bitten für alle, die sich für ein gutes Miteinander im Gebiet des Heimatpflege-Vereins Gehülz/Seelach/Ziegelerden einsetzen. Lohne ihnen alle Mühe mit Freude und Zufriedenheit in guter Nachbarschaft. Herr, guter Hirt, schenke deinen Segen."