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Das Ziegelerdener Wappen  

Ziegelerden – ein Geschichtsportrait 

Die Anfänge Ziegelerdens beruhen auf der Siedlungstätigkeit der Freiherren von Redwitz zu Theisenort auf dem Haßlacherberg. In ihrem dortigen Herrschaftsgebiet, dem vom Krebsbach bis zum Seelabach reichenden „Redwitzischen Gehülz“, bildete sich im 16. Jahrhundert mit dem „Dorf im Kessel“ (= Kestel) ein weiterer Siedlungsschwerpunkt neben dem alten Hauptort Entmannsdorf heraus. Karten aus den 1570er Jahren zeigen ein zu Kestel gehöriges Anwesen auf dem Trötschenberg, das man wohl als Keimzelle des heutigen Ziegelerden ansehen darf.
In diesem Bereich errichtete die Theisenorter Schlossherrschaft 1589 eine Ziegelhütte. Vergeblich wehrte sich die Stadt Kronach gegen diesen Bau, in dem sie eine Konkurrenz zu ihrer eigenen Produktionsstätte sah. Die von Redwitz rechtfertigten ihren Ziegelhüttenbau unter anderem mit dem Hinweis, dass sowohl sie als auch ihre Untertanen vom städtischen Ziegler sehr benachteiligt worden seien. Ein Eintrag in das Kronacher Bürgerbuch, wonach 1593 ein Cunrad Schmidt Drötzsch „von der Zigelerden“ als Stadtbürger aufgenommen wurde, ist der älteste bekannte Nachweis des Ortsnamens Ziegelerden.

Nachdem das Rittergut Theisenort nach 1600 auf die Herrschaftslinien Schmölz und Küps aufgeteilt worden war, übten die von Redwitz zu Küps über Ziegelerden die Grundherrschaft, niedere Gerichtsbarkeit sowie Dorf- und Gemeindeherrschaft aus. Aufzeichnungen aus dem Jahr 1734 verdanken wir nähere Aufschlüsse über Standort und Größe der Ziegelhütte. Das etwa 25 Meter lange und über acht Meter breite Gebäude stand im Bereich der heutigen Anwesen Bergstraße 12 und 14 und damit dicht an der Grenze zur städtischen Flur.
Hatte die Ortschaft Ziegelerden um 1730 erst vier Wohngebäude, so waren es nach 1780 bereits 18. 1792 hatte sich die Häuserzahl auf 27 und 1808 auf 38 erhöht. Diese Entwicklung spricht für eine ausgeprägte Peuplierungspolitik der Küpser Herrschaft im 18. und frühen 19. Jahrhundert. Zur Steigerung ihrer Einnahmen siedelten die von Redwitz ärmere Bevölkerungsschichten auf engstem Raum in so genannten Tropfhäusern an. Die wieder zur katholischen Konfession zurückgekehrten Ritteradligen begünstigten Katholiken bei der Ansiedlung. Die katholischen Ziegelerdener gehörten zwar offiziell zur protestantischen Patronatspfarrei Schmölz, wurden aber vom Franziskanerkloster Kronach seelsorgerlich betreut. Von Schmölz nach Kronach umgepfarrt wurden sie 1829, die wenigen evangelischen Ziegelerdener 1866.

Zu der 1818 aus dem „Redwitzischen Gehülz“ hervorgegangenen politischen Gemeinde Ziegelerden gehörte der Gemeindeteil Kuhberg, der schon 1519 als Einöde nachgewiesen ist und 1869 Dienstsitz eines egloffsteinischen Försters wurde. Das 1817 entstandene Anwesen Breitenschrot führte man nur zeitweilig als amtlichen Gemeindeteil.
Als 1848 die Einwohner der ritterschaftlichen Orte die Aufhebung der Feudallasten und die Gleichstellung mit den übrigen Staatsbürgern forderten, wollten auch die Ziegelerdener nicht mehr länger Handlohn, Erbzins und Frongeld an die Gutsherrschaft entrichten. Dies bekräftigten sie in einem „gehorsamsten Vortrag“ vom 11. März 1848 an den bayerischen König. Die noch im selben Jahr erfolgte Aufhebung der adligen Grundherrschaft empfanden die Ziegelerdener als Befreiung.

Schon um 1800 ist bezeugt, dass viele Einwohner ihr kärgliches Leben mit der Tappenmacherei fristeten. Aus geplöschten, gewalkten und gekneteten Kuh- und Ziegenhaaren wurde mit dem Spinnrad das Strickmaterial hergestellt, aus dem in Handarbeit so genannte Laufstrümpfe entstanden. Die sich im späten 19. Jahrhundert entwickelnden Industriebetriebe in Kronach und Umgebung beschäftigten gern die als arbeitsam geltenden Ziegelerdener. In nachfolgenden Krisenzeiten besannen sich diese wieder auf das Tappenmachen. Unter Verwendung von Stoffabfällen und alten Fahrradschläuchen fabrizierten ganze Familien in ihren kleinen Wohnstuben die wohligen Hausschuhe, die sie zum Teil selber – mit dem Korb auf dem Rücken – „verhausierten“.
1907/08 erhielt Ziegelerden seine langersehnte Wasserleitungsanlage. Mit der 1930 geweihten Kriegergedächtniskapelle „Zur schmerzhaften Muttergottes“ bekam der Ort eines der schönsten Kriegerdenkmäler in der Region. Die 1949/50 errichtete katholische St.-Michael-Kirche gilt als einer der letzten Sandsteingroßbauten der Umgebung, für den ein stillgelegter Steinbruch eigens wieder eröffnet wurde. Der Kirchenpatron bestimmt auch den Kirchweihtermin zu Michaelis.
Zum Jahresbeginn 1972 wurde Ziegelerden mit seinen 666 Einwohnern in die Kreisstadt Kronach eingemeindet. Nachdem 1969 für Ziegelerden und Gehülz eine gemeinsame Volksschule gebildet worden war, konnte der Schulbetrieb im 1905 erbauten und 1962/63 erweiterten Ziegelerdener Schulhaus bis 1998 aufrechterhalten werden. In einer Gemeinschaftsaktion wurde der Brunnen vom Schulhof 2005 auf dem Dorfplatz vor der ehemaligen Gemeindekanzlei errichtet und ökumenisch eingeweiht.   -bg.- 

► Eine Auflistung der Gemeindeteile der Gemeinde Ziegelerden finden Sie hier.
Ziegelerdens Tropfhaussiedlung als wesentliches Element der Ortsgeschichte
Aus der frühen Ortskirchengeschichte von Ziegelerden
► Beiträge zur Siedlungs- und Herrschaftsgeschichte finden Sie auch hier.
Älteste Ansicht der Haßlacherbergkette aus dem späten 16. Jahrhundert