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Entschärfung der Engstelle in Ziegelerden durch Gebäudeabriss

Die Ansicht auf dem Foto links gehört der Vergangenheit an. Im Juli 2009 startete eine Gemeinschaftsaktion Ziegelerdener Vereine und Bürger zur Beseitigung des Scheunen- und Garagengebäudes sowie des Wohnhauses auf dem Anwesen Ziegelerden 17, um damit die unfallträchtige Engstelle nahe dem östlichen Ende der Ortsdurchfahrt zu entschärfen.

Lange gehegter Wunsch
Laut Kronacher Tageszeitungen vom April und Juni 2009 beschäftigte dieses Thema auch die Hauptversammlungen des CSU-Ortsverbands und des SPD-Ortsvereins Ziegelerden. Stadtrat Johannes Hausmann nannte die baldige „Entschärfung der Engstellenproblematik“ ein Herzensanliegen. Als das „wichtigste örtliche Ziel“ des Jahres deklarierte die Orts-SPD die Beseitigung der Engstelle und damit die Erfüllung eines seit Jahrzehnten gehegten Wunsches. Den Stadträten Matthias Horner und Ralf Völkl zufolge sei es ein harter Kampf gewesen, „in der Stadt eine Mehrheit für den [zu diesem Zeitpunkt bereits vollzogenen] Kauf des Hauses in der Engstelle von Ziegelerden zu erhalten“. Auf Ziegelerdener Seite hatte man argumentiert, die Stadt solle für den Erwerb des Anwesens Nummer 17 den Erlös aus dem Verkauf des zuvor geerbten Anwesens Ziegelerden 64 einsetzen. Bei der SPD-Versammlung wurde auch hingewiesen auf die Bereitschaft der Ortsgemeinschaft zur tatkräftigen Mitarbeit beim Abriss und auf die Bemühungen der örtlichen Stadträte, „den Abriss für die Stadt Kronach so preisgünstig wie möglich durchzuführen“.

Großartiges bürgerschaftliches Engagement
Die „Engstelle Ziegelerden“ stand auch auf der Tagesordnung einer Sitzung der Vereinsgemeinschaft Ziegelerden im Juli 2009. Demnach hatten die Verhandlungen mit der Stadt ergeben, dass mit dem Abriss von Ziegelerden 17 begonnen werden könne, wenn sich die Dorfgemeinschaft mit größtmöglicher Eigenleistung hieran beteilige. Der Beginn der Hausentrümpelung wurde auf den 14. Juli 2009 festgesetzt.
Im Rahmen einer Besichtigung vor Ort (Bild links) dankte Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein den freiwilligen Helfern, die beim Gebäudeabriss tatkräftig mit anpackten. Das bürgerschaftliche Engagement der Ziegelerdener Dorfgemeinschaft sei beispielhaft und zeige, dass es auch in schwieriger städtischer Finanzlage möglich sei, gemeinsam Verbesserungen zu erreichen, so das Stadtoberhaupt. Der Stadt Kronach blieben so Kosten in Höhe von 10.000 bis 15.000 Euro erspart, wie aus einer städtischen Presseveröffentlichung hervorging. Auch verschiedene Firmen beteiligten sich ohne Gegenleistung an den Abriss-, Transport- und Bauschuttentsorgungsmaßnahmen.

Wertvolle historische Kulturlandschaftselemente
Nachdem in der Engstelle der Ortsdurchfahrt Ziegelerdens immer wieder Gebäudeschäden vor allem durch Lkw angerichtet worden waren, wiesen ab dem Jahr 2000 Verkehrsschilder bereits in Gehülz – am Alt-Entmannsdorfer Kreuzweg und im Bereich Brand – auf das für die Engstelle zulässige Höchstmaß der Fahrzeugbreite und -höhe hin.
Die Engstelle als Teil der beiden kurzen, parallel und in entgegengesetzter Richtung verlaufenden Einbahnstraßen galt im allgemeinen Bewusstsein zwar als ein Negativfaktor, aber für siedlungsgeschichtlich Interessierte war dieser Bereich eine der bemerkenswertesten Stätten der ganzen Haßlacherbergkette. So war 2004 beim Pilotprojekt „Historische Kulturlandschaft in der Region Oberfranken-West“ vom „historisch bedeutenden Ort Ziegelerden“, einem „neuzeitlichen Straßendorf mit zahlreichen Tropfhäusern“, die Rede. Diese Ziegelerdener Tropfhäuser gelten als historisches Dokument der Peuplierungspolitik der Herrschaft von Redwitz im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert.

Ein Blick zurück in das 19. Jahrhundert
Blicken wir noch in die „Häuser- und Hausbesitzerchronik von Ziegelerden und Kuhberg bis 1856“, die der verdienstvolle Heimatpflege-Vereinsmitarbeiter Willi Munzert, Gehülz, im Jahre 1993 fertigstellte: Demnach wurde das Anwesen, das aus der Straßennameneinführung und Hausnummerierung 1980 als Ziegelerden 17 hervorging, im Häuser- und Rustikalsteuerkataster des Steuer-Distrikts Neuses von 1811 unter der laufenden Nummer 105 geführt. Bereits damals galt die Ziegelerdener Hausnummer 19, die bis zur Neunummerierung 1980 beibehalten wurde. Es ist erforderlich, in diese Betrachtung das heutige Anwesen Ziegelerden 21 (damalige Steuerkatasternummer 104 und Hausnummer 18) mit einzubeziehen. Denn die Hausnummern 18 und 19 markierten seinerzeit die beiden Gebäudehälften eines Tropfhauses, wobei an die Tropfhaushälfte mit der Nummer 19 ein zugehöriges Gärtlein anschloss. 1811 gehörten das halbe Tropfhaus Nummer 18 Lenz Lorenz (der es 1801 von Wolf Büttner gekauft hatte), das halbe Tropfhaus Nummer 19 Andreas Amm (der es 1794 von Michael Walter gekauft hatte). Im Grundsteuerkataster der Steuergemeinde Ziegelerden von 1856 sind als Besitzer eingetragen: für Nummer 18 der Taglöhner Johann Dreßel und seine Frau Margaretha (die das halbe Anwesen 1852 von Heinrich Buckreuß gekauft hatten), für Nummer 19 der Brunnenmacher Johann Schedel und seine Frau Kunigunda (die das halbe Anwesen 1825 von den Kindern des Georg Bernschneider gekauft hatten). Die beiden Tropfhaushälften entwickelten sich baulich in unterschiedlicher Gestalt weiter; sie blieben aber bis zuletzt Wand an Wand dicht beieinander.

-bg.-  /  Veröffentlicht am 28. Juli 2009
Unten sind weitere Fotos vom Abriss des Nebengebäudes sowie Innenaufnahmen vom Hauptgebäude von Ziegelerden 17 zu sehen. Fotos von der Beseitigung des Hauptgebäudes finden Sie auf Seite 2.
Fotos oben und unten: Ingrid Völkl (2) und Bernd Graf (8)
Fotos auf Seite 2: Margit Schramm (1) und Bernd Graf (10)

   

Zu den Fotos vom Abriss des Hauptgebäudes