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Verbindung aus Trendsportart und religiösem Unterwegssein:
Der Dreieinigkeit und Dreifaltigkeit Gottes auf der Spur

Neues Veranstaltungsformat in der Reihe „Nordic Walking plus“ begleitet das „Projekt Trinität“
Erste „WALKfahrt“ in den Gemarkungen Kronach, Dobersgrund und Gehülz gelingt gut

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Nordic Walking plus“ haben der Heimatpflege-Verein Gehülz/Seelach/Ziegelerden und der Turnverein „Eichenkranz“ Gehülz ein neues Veranstaltungsformat kreiert: Die „DreifaltigkeitsWALKfahrt“ ist eine Begleitveranstaltung zu dem von der Kreisheimatpflege Kronach gestarteten „Projekt Trinität“ und verbindet die trendige Fortbewegungsart mit dem traditionellen religiösen Unterwegssein (Wallfahren/Pilgern) bzw. mit der Erinnerung daran. Wesentlich ist dabei, den Zeugnissen des christlich-trinitarischen Glaubens an den dreieinigen und dreifaltigen Gott in den Fluren und Ortschaften nachzuspüren.

Dobersgrund als „Dreifaltigkeitsgrund“
Die erste (auch für Wanderer offene) „WALKfahrt“ führte zunächst auf den Spuren historischer Dreifaltigkeitswallfahrten von Kronach aus zu den Flurkapellen des Dobersgrundes, der im Volksmund früher auch „Kapellesgrund“ und „Dreifaltigkeitsgrund“ geheißen hatte. Als ursprüngliche Erbauer der alten Dobersgrundkapellen nennt die Heimatliteratur die Ziegelangerer Flößer. So wie einst Wallfahrer und auch Spaziergänger begaben sich nun die Walker und Wanderer auf den jahrhundertealten Kapellenweg, den sie sich allerdings nach der zweiten Kapelle auf mittlerweile fast schon unwegsamem Gelände bahnen mussten.
Der für die inhaltliche Konzeption verantwortliche Heimatpflege-Vereinsvorsitzende Bernd Graf, der gemeinsam mit TVE-Oberturnwartin und -Nordic-Walking-Trainerin Susanne Weber die Leitung der „WALKfahrt“ innehatte, erläuterte eingangs den Trinitätsbegriff. Bei Gott Vater, Sohn und Heiligem Geist handle es sich nach christlichem Verständnis nicht um drei Götter, sondern um ein und denselben Gott, der uns nicht nur in dreierlei Gestalt, sondern auch in drei Funktionen begegne: als Schöpfer, als Erlöser und als Vollender. Ein gängiges Bild für den dreieinigen und dreifaltigen Gott sei die chemische Verbindung H2O, die man in drei Aggregatzuständen – fließendes Wasser, tragendes Eis und schwebender Dampf – wahrnehmen könne.

Zwei Bäche und drei Kapellen
Auftaktstation war die Dreifaltigkeitskapelle an der „Steinernen Gass’“. Die Ziegelanger-Nachbarn hatten den verputzten Satteldachbau 1973 als Ersatz für das „Kreuzkapellchen“ am Dobersgrundbach errichtet, das 1955 zwar noch restauriert worden, dann aber Unwetterschäden und städtischen Schuttablagerungen zum Opfer gefallen war. In bedenklichem Zustand fanden die „WALKfahrer“ das um 1800 erbaute, häufig vom Hochwasser heimgesuchte „Vierzehn-Nothelfer-Kapellchen“ direkt am Bach vor, das durch einen Steg an die Dobersgrundstraße angebunden ist. Über dem Altar hatte sich ehemals eine Blechtafel befunden, deren Malerei mit Muttergottes, Jesuskind und Nothelfern dem Kronacher Künstler Lorenz Kaim zugeschrieben wird. Gleich oberhalb dieser Kapelle mündet in den auch als Kessel- oder Kestelbach bezeichneten Dobersgrundbach das Fließgewässer des Paulusgrabens.
Diesem folgten die Teilnehmer bachaufwärts zunächst bis zur versteckt und idyllisch gelegenen Dreifaltigkeitskapelle, die 1899 durch Wolkenbruch zerstört und 1904 an gleicher Stelle wiedererrichtet worden war. In dem von Mathilde Pfaff gestifteten und von der Familie Zipfel (Dobersgrund 16) noch immer gut gepflegten Sandsteinquaderbau galt einem Gemälde mit der „himmlischen Trinität“ (Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist) und der „irdischen Trinität“ (Jesuskind, Maria und Joseph) besondere Beachtung. Dieses Bild hatte der 1888 in der österreichisch-schlesischen Bezirksstadt Jägerndorf geborene, nach Flucht vor der Roten Armee 1946 in Staffelstein sesshaft gewordene und 1981 dort verstorbene Maler Fritz Raida einige Jahre vor seinem Tod nach einer bis dahin das Kapelleninnere zierenden Blechtafelmalerei des 17./18. Jahrhunderts geschaffen. Ein weiteres Bild in der Kapelle zeigt wiederum, aber anders dargestellt, die „himmlische Trinität“ sowie die Aufschrift: „O steh’ mir bei in jeder Not, Du unendlich gütiger, dreieiniger Gott.“ Am Altar ist die Inschrift „Hochgelobt sei die allerheiligste Dreifaltigkeit“ zu lesen, mit der sich Martha Zipfel verewigt hat.

Segen für die „WALKfahrer“
An der Dreifaltigkeitskapelle am Paulusgrabenbach bot Pfarrerin z. A. Susanne Treber eine „Drei-Minuten-Predigt“ dar. Sie erklärte, dass Gott ein dreieiniger und dreifaltiger Gott sei, „damit wir was von ihm haben, nämlich das Heil“. Gott sei in Jesus wirklicher, wahrer Mensch geworden, „weil er uns liebt, weil er wollte, dass wir mit ihm echte Gemeinschaft haben“. Jesus sei für uns den Weg durch Leid und Tod ins ewige Leben gegangen, „damit wir schließlich da mit hinein genommen werden können“. Weiter sagte Pfarrerin Treber: „Dass mit Jesus Gott in die Welt mit ihrem Leid gekommen ist, zeigt: Gott ist nicht aus der Welt.“ Gott sei überall da in der Welt, wo er durch den Heiligen Geist wirke, „wo der Heilige Geist der Liebe als Tröster im Leid einem beisteht“. Anschließend richtete die Pfarrerin ein Gebet an den dreieinigen und dreifaltigen Gott, bevor sie den „WALKfahrern“ den Segen erteilte.
„Durch den Dobersgrund und den Paulusgraben könnte man auch eine heimatkundliche Exkursion zum Thema ‚Fluch und Segen des Wassers’ unternehmen“, sagte Bernd Graf in Anspielung darauf, dass im unteren Dobersgrund – dem einstigen „Unwettergrund“ – Erinnerungen an mehrere Überschwemmungskatastrophen wach werden und dass im Paulusgraben bauliche Zeugnisse der Wasserversorgungsgeschichte der Haßlacherberg-Ortschaften vorzufinden sind. Als weitere „Dobersgrund-Themen“ erwähnte Graf die ehemaligen Sandsteinbrüche und die dort entdeckten versteinerten Fährtenabdrücke von Handtieren (Chirotherien). Diese Dinosaurier-Vorläufer hatten vor circa 250 Millionen Jahren gelebt.

Die Gehülzer Dreifaltigkeitskapelle
Den Paulusgraben hinter sich lassend, erreichten die Walker und Wanderer über die Straße Breitenloh die Gehülzer Dreifaltigkeitskapelle im 1981 nach ihr benannten Kapellenweg. Diese „Feldkapelle“ (so die Bezeichnung im bezirksamtlichen Bauakt) hatte der Steinbrecher Philipp Weber in Erfüllung eines Gelübdes nach Genesung seines einzigen, schwer erkrankten Kindes aus „selbst behauenen Heimatsteinen“ 1888 erstmals errichtet. Als weiteres Baumaterial wird Schiefer genannt, den „zwei Weiberleut im Beckenkorb den Berg raufgetragen“ hatten. Den ursprünglichen Standort der Kapelle markieren noch immer zwei Lindenbäume hinter dem heutigen Anwesen Breitenloh 44. Schon bald war der Sandsteinquaderbau zu einer gottesdienstlichen Versammlungsstätte nicht nur am Dreifaltigkeitssonntag und zu einem Ausgangspunkt von Wallfahrten geworden.
Nachdem die Kapelle dann aber durch Wegauflassung ins Abseits und infolge des katholischen Kirchenbaus in Vergessenheit geraten war, hatten sie die Vereinigten Nachbarn Breitenloh 1961 an ihren jetzigen Standort versetzt.
Die alljährlichen Dreifaltigkeitsandachten an dieser Stätte werden seit 1984 in ökumenischem Rahmen abgehalten
(mehr dazu). Das Kleeblattkreuz an der Kapellenspitze verbindet Christuskreuz und Trinitätszeichen miteinander. Die an der linken Innenwand zu findende, kolorierte Christusdarstellung nach dem Typus „Vera Ikon“ (wahres [Ab-]Bild bzw. Antlitz Jesu) ist nicht, wie man meinen könnte, geschnitzt, sondern aus Pappmaschee geschaffen. Im Zusammenhang mit dem hundertjährigen Jubiläum der Gehülzer Dreifaltigkeitskapelle (1988) war 1987 der Heimatpflege-Verein Gehülz/Seelach/Ziegelerden entstanden.     -bg.-

Die nachfolgende Bilderauslese lässt den Verlauf der „DreifaltigkeitsWALKfahrt“ chronologisch nachvollziehen – vom Start bei der ersten Kapelle am Dobersgrund bis zum Ziel an der Dreifaltigkeitskapelle in Gehülz (Fotos: Reinhard Weber und Karl-Heinz Hofmann).