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Gehülz auf italienischer Website dank Professor Dr. Dr.
Don Mario Cimosa

Gibt man im August 2009 in die Websuchmaschine „Google“ den Ortsnamen Gehülz ein und sucht nach Seiten in italienischer Sprache, stößt man blitzschnell auf einen italienischsprachigen Webauftritt, der auch einen deutschsprachigen Text mit speziellen Aussagen zum Haßlacherberg-Hauptort beinhaltet. Des Rätsels Lösung: In der Webadresse http://cimosa.unisal.it/ steht „cimosa“ für Professor Dr. Dr. Don Mario Cimosa SDB, der viele Jahre als katholischer Geistlicher sommerliche Vertretungsdienste in Gehülz (bis 2006) und Mitwitz (noch 2009) geleistet hat. Der deutschsprachige Text auf seiner Website ist ein Zeitungsartikel aus dem Fränkischen Tag Kronach vom 28. August 2003, der nachfolgend wiedergegeben wird:

M e s s e    m i t    P r o f e s s o r    P a t e r    M a r i o
Urlaub im Frankenland heißt für den Bibelwissenschaftler „Dienst an der Basis“

GEHÜLZ/MITWITZ. Ein Doppeljubiläum als Urlaubsvertretung beging dieser Tage der italienische Salesianerpater und renommierte Bibelwissenschaftler Prof. Dr. Dr. Mario Cimosa. Pfarrdienst in den Sommerferien leistet er seit 25 Jahren für die Schlosskuratie „Sieben Schmerzen Mariens“ in Mitwitz und seit 20 Jahren für die Pfarrei St. Bonifatius Breitenloh in Gehülz.

von Bernd Graf

Pater Mario, wie ihn die Katholiken im Steinachtal und auf dem Haßlacherberg allgemein nennen, empfängt mich im Anschluss an die Dienstagmorgenmesse zum Gespräch in der Sakristei der Gehülzer St.-Bonifatius-Kirche mit wohltuender und natürlicher Herzlichkeit. Der 1940 in Neapel geborene und 1967 zum Priester geweihte Salesianer Don Boscos [SDB] ist Professor an der Päpstlichen Salesianischen Universität in Rom, die von Studenten aus 90 Ländern besucht wird. Als Direktor des Pastoraltheologischen Instituts trägt Pater Mario Führungsverantwortung. „Im Mittelpunkt meiner Arbeit steht die Heilige Schrift“, sagt der freundliche Professor. Seine in mehrere Sprachen übersetzten wissenschaftlichen Werke über das Alte Testament fanden internationale Verbreitung. Sein besonders ausgeprägtes Interesse gilt den Psalmen, die ihn geistlich am meisten bereichern.
Wie kam Pater Mario [den wir im Bild links 2003 am Ambo der Gehülzer Bonifatiuskirche sehen] zu seinen beiden Wirkungsstätten im Landkreis Kronach? Die Mitwitzer Kuratie forderte mit Unterstützung von Baronesse Annemarie von Cramer-Klett vor 25 Jahren eine Vertretung bei den Salesianern an, die bereits früher in der Schlosskuratie ausgeholfen hatten. Als fünf Jahre später der heutige Pfarrer Harald Schwandt [† 2006] die Nachfolge von Pfarrer Hans Martin antrat, löste Pater Mario auch einen bis dahin in Gehülz vertretungsweise wirkenden spanischen Geistlichen ab. Bei seiner Entscheidung, dem Ruf nach Deutschland zu folgen, spielte das Interesse an der deutschen Sprache ebenso eine Rolle wie die Möglichkeit, als Wissenschaftler die kirchengemeindliche Basisarbeit und den seelsorgerlichen Dienst am Menschen kennenzulernen.
Im Rückblick auf das letzte Vierteljahrhundert hebt der Professor hervor, dass er in Gehülz und Mitwitz etliche Freunde gefunden hat. „Viele sind leider schon auf dem Friedhof.“ Bei den Gott sei Dank noch lebenden Freunden nennt er namentlich die Familie Konradi in Mitwitz, bei der er im letzten Jahrzehnt wohnen durfte. „Überhaupt gefällt es mir im Frankenland sehr, sehr gut“, unterstreicht Mario Cimosa, der hier die kulturelle Vielfalt schätzt und Bier, Bratwürste und Käse nicht missen möchte. Nicht nur die italienische, sondern auch die fränkische Küche sei zu rühmen.
„Schön ist es auch, hier unter Christen von zwei Konfessionen zu leben“, umschreibt Pater Mario sein Verständnis einer „Ökumene im Alltag“, die er sowohl in Gehülz mit seiner katholischen Bevölkerungsmehrheit als auch in der katholischen Diaspora Mitwitz erfährt. Auch in seiner wissenschaftlichen Arbeit in Rom pflegt Professor Cimosa intensive Kontakte mit Angehörigen anderer Konfessionen, wobei seine Verbindungen zur Evangelischen Theologischen Fakultät und zu den Waldensern hervorzuheben sind. „Von Martin Luther kann man lernen, dass die Bibel als Wort Gottes für alle Menschen zugänglich und verständlich sein muss“, sagt Cimosa. Als Mitarbeiter der italienischen Bibelgesellschaft wirkt er an einer zeitgemäßen Bibelübersetzung mit, die als ökumenisches Projekt realisiert wird. Der Professor würdigt in diesem Zusammenhang die gegenwärtigen Aktivitäten zum Jahr der Bibel in Deutschland.
Beim Thema „Sprache“ verrät der Salesianerpater auch, dass er sich einige Formulierungen in fränkischem Dialekt angeeignet hat. So habe er am letzten Wochenende in der Schlosskapelle von der „Mimetze Kerwa“ gesprochen, was wohl jeder Gottesdienstbesucher verstanden habe. In diesem Zusammenhang zeigt Pater Mario Interesse an der kürzlich durchgeführten Übersetzung des Lukas-Evangeliums in fränkische Mundarten, an den Begleitveranstaltungen unter anderem in der Gehülzer evangelischen St.-Michael-Kirche und an dem dazu vom FT-Buchverlag herausgegebenen Buch.
Auf die gegenwärtigen Herausforderungen der Kirche in der säkularen Gesellschaft angesprochen, verdeutlicht Prof. Dr. Cimosa den Spagat zwischen Streben nach Offenheit einerseits und Bewahrung überlieferter Prinzipien andererseits. Die Kirche verkündige „Worte des ewigen Lebens“, die sie den nach Lebenssinn suchenden Menschen unserer Zeit nahebringen möchte. Dass die deutsch-italienischen Verstimmungen der jüngsten Vergangenheit Pater Mario nicht sonderlich belastet haben, nimmt man ihm gerne ab. Zwar habe er einige Verhaltensweisen von Ministerpräsident Silvio Berlusconi als unglücklich empfunden, aber – so der Pater –: „Was ist das angesichts der gelebten Freundschaft zwischen Menschen beider Länder?“
Mario Cimosa, der früher einige Jahre in Jerusalem lebte und lehrte, mag klassische Musik und wandert gerne. Für seine „Lebenswanderung“ hat er ein Leitwort aus Psalm 119 erwählt, das auch den Titel seines letzten Buches bildet: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.“ „Meine Zeit in Mitwitz und Gehülz war sehr wichtig für mich und hat mich geistlich und menschlich bereichert“, zieht Pater Mario seine persönliche Jubiläumsbilanz. Und er lässt sich noch entlocken, dass er weiterhin zum Dienst als Urlaubsvertreter im Frankenland bereit sei. Seine letzte Amtshandlung der diesjährigen Vertretungszeit ist in Horb an der Steinach die Mitwirkung an der ökumenischen Einweihung der Kläranlage des Abwasserverbandes Steinachtal, die er gemeinsam mit evangelischer Geistlichkeit vornimmt.