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Oster-Evangelium in Gehülzer Fränkisch (frei nach Preß)

Der „fränkische Mundart-Pfarrer“ Hartmut Preß, der auch einige Male auf der „Gehülzer Mundart-Kanzel“ beim „Mundart-Advent an der Heimatkrippe“ stand, ist für seine Übertragung biblischer und anderer literarischer Texte ins Fränkische berühmt. Im Verlag M. Naumann in Nidderau ist 2002 ein kleines und wahrhaft feines Büchlein (ISBN 3-933575-75-3) erschienen, in dem der populäre Ruhestandspfarrer „Die Ostergeschichte auf fränkisch“ präsentiert.

Die Auferstehung Jesu
„Die Auferstehung Jesu ist die in diesem Buch enthaltene frohe Osterbotschaft“, heißt es dazu auf der Verlagshomepage http://www.mundartverlag.de/. Und weiter: „Aus den Evangelien des Matthäus, Lukas und Johannes wurden biblische Textstellen in fränkische Mundart übertragen. Insgesamt wird die Ostergeschichte auf fränkisch in zehn kleinen Kapiteln erzählt.“ Durch das Heranziehen von drei verschiedenen Evangelien erhalte dieses kleine biblische Mundartbuch eine besondere Note. „Pfarrer Preß folgt bei seiner Übertragung dem biblischen Urtext, und wie bei vielen mundartlich bearbeiteten literarischen Texten wird auch beim Lesen der fränkischen Ostergeschichte ein intensiverer Zugang zu den Kapiteln möglich. So ist auch hier zu sehen, dass ernsthafte Literaturübertragungen in Mundart möglich sind.“

„Ostergeschichte“ in zehn Kapiteln
„Die Ostergeschichte auf fränkisch“ hat Pfarrer Preß in folgende Kapitel gegliedert:

(Johannes 19, 16 - 22:)  Wie sie den Jesus gekreuzigt hom 
(Johannes 19, 25 - 30:) Wie der Jesus gstorbn is
(Matthäus 27, 57 - 61:) Wie sie den Jesus begrabn hom
(Matthäus 27, 62 - 66:) Wie sie des Grab bewacht hom
(Matthäus 28, 1 - 7:) Des Grab is leer
(Matthäus 28, 8 - 10:) Die Frauen begegna dem Jesus
(Matthäus 28, 11 - 15:) Nix wie Betrügerei
(Lukas 24, 13 - 35:) Wos aufn Weg nach Emmaus passiert is
(Johannes 20, 24 - 29:) Der ugläubig Thomas
(Matthäus 28, 16 - 20:) Der Jesus gibt an gewaltign Auftrag.

Gehülzerisch nach Matthäus
Frei nach Pfarrer Preß, aber auch unter Heranziehung anderer (hochdeutscher) Bibelübersetzungen, hat Bernd Graf (2009) den Evangeliumsbericht über das leere Grab und die Begegnung der Frauen mit dem Auferstandenen (Matthäus 28, 1 - 10) in die Gehülzer Mundart übertragen und dabei eine Schreibweise gewählt, die die überlieferte örtliche Sprechweise möglichst detailgetreu nachvollziehen lässt:
>>Wi dä Sabbadd rüm woa, dou sin schö in alle Herrgoddsfrüh di Maria ve Magdala und di anne Maria naus noa-n Groub ganga. Auf aamoll hod alles ne su gebejbd und ven Herrgodd a Engl is ven Himml runde kumma und hod den gruoßn Schdaa voon Groub wejchgewälzd und hod sich uom drauf ghoggd. Ä hod hell geleuchd wi a Blidds, und seina Glaade hoam gschdroahld wi dä Schnia. Ve laude Schreggng und Angsd a Bang sin di Wachbossdn hiigschdöddsd und schduog-schdäggng-schdeif liing gebliim.
Dä Engl ouwe hod ze di Fraan gsochd: „Dudd euch nije förchdn. Ich wass, ije suchd den Jejsus, dä wu gegreuzichd woan is. Dä is nümme dou. Dä is ve di Duodn aufäweggd woan, su wii-r-es vorausgsochd hod. Gädd hää und bedroachd euch di Schdell, wu-re gelejng hod. Und nouched gädd schnell ze seina Jünge und soachd-ena, däss-e aufäschdanna is. Und nuch wos soll ich euch ausrechd: Dä Jejsus gedd euch schö auf Galiläa voraus, doadd wädd-e-na dräffn.“
Schnell sin di zwaa Fraan widde zen Groub naus. Si hoam sich gförchd und gfreud zegleich. Und si hoam sich beeild, wall sa gleich di Jünge benoachrichdich wolldn. Dou is-ena auf aamoll dä Jejsus nei-n Wejch geloffn und hod gsochd: „Grüßd euch Godd.“ Dou hoam sa sich voo-na noagewoffn und seina Füß ägriffn. Und dä Jejsus hod zen-ena gsochd: „Dudd euch nije förchdn. Machd euch gleich aufn Wejch und dudd meina Brüde ausrechdn, si solln auf Galiläa kumm. Doadd wään sa mich sähn.“<<

Mundart in der Osternacht
Dieses Oster-Evangelium nach Matthäus in Gehülzer Fränkisch trug Bernd Graf während der Osternachtsfeier 2009 in der evangelischen St.-Michael-Kirche in Gehülz vor. Der besondere und beeindruckende Gottesdienst wurde von Pfarrerin z. A. Susanne Treber konzipiert und geleitet und von einem mehrköpfigen Team – darunter auch Solosängerin Claudia Eckardt – mitgestaltet. Als Leitgedanken standen über der Feier: „Die mit Tränen säen, werden ernten mit Freuden“ (Psalm 126, 5) und „Christus ist auferstanden von den Toten und hat den Tod durch den Tod besiegt und denen im Grabe das Leben gebracht“ (orthodoxer Ostertropar). Das Oster-Evangelium war der einzige Mundartbeitrag in der rund 100-minütigen Feier, so dass durch dessen Verlesung die zentrale Botschaft dieses Festes (und des christlichen Glaubens insgesamt) von der Auferstehung und der Überwindung des Todes eindrücklich vergegenwärtigt werden konnte. Bestandteile der Osternachtsfeier waren auch der Ostergruß und das Verteilen des Osterlichts, die Tauferinnerung mit Einzelsegen und Wasserkreuz sowie das Heilige Abendmahl. Ein gemeinsames Osterfrühstück im Gemeinderaum der Kirche schloss sich an. 

Auferstehung der Toten nach dem Korintherbrief in Gehülzer Fränkisch