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Ziegelerdener und Gehülzer Tappenmacherlied (1932)

Der Text dieses „Tappenmacherlieds“ wurde im „Frankenwald-Kalender“ 1932 (Herausgeber: Andreas Bauer) ohne Verfasserangabe veröffentlicht. Für eine Veröffentlichung im „Heimatkundlichen Jahrbuch des Landkreises Kronach“ 24/2003-06 hat Bernd Graf die Mundartschreibweise leicht überarbeitet (siehe unten). Die Originalfassung von 1932 ist in der Schriftenreihe des Heimatpflege-Vereins Gehülz/Seelach/Ziegelerden (Band II/1991 und Band III/1993) enthalten.

Wä kennt mich nije im ganzn Reich,
en Tappmmachesmoa?
A jejda Tüö is bei mije gleich,
ich klopf halt leisa oa.
Und sähn die Leut mei traurichs Gsecht,
ze fühln sa gleich mei Nuot;
ich lach bluoß, langts me auf die Noacht
groad nuch ze an Laab Bruot.

Die Tappm, unne Fabrikat,
ije Leut, des müsste kenn!
Dä Touchla und Kommerzienroat
demit zefriedn senn.
Ja, unnera Tappe, die senn warm
und haltboa nuch dezu,
ven Reißn und ven Zippela
hot, wä sa trecht, sei Ruh.

Mit Lieb is jejde Stich getoa
und jejda Nout vesteppt.
Und fleißich is a jejde Moa,
dä wu des Gschäft beträbt.
Die Fraa muss ärwet und muss flick,
die Kinne aa deham,
die höckng auf die Uofmbenk
und trenna Lumpm zam.

Wos annera Leut wägwöffn tun,
des hijem mije widde auf,
ven Biebe rou bis zen Kattun
könna alles mije gebrauch.
Zegoa die altn Filzhüt, Leut,
die wähn neis Afte gflickt,
hot a Foahroudmantl ausgedient,
es schönsta Sülla gibt.

Bei uns, dou gibts kan Feieroamd,
ka Väschpe und ka Ruh,
wenn annera Leut sich niedelejng,
gets bei uns emsich zu.
Mije senns gewöhnt und schaffm gähn
üm unne tägligs Bruot,
wenns nijet zen Flaasch langt werketougs,
is nije die größta Nuot.

A richtiche Tappmmache halt
en Herrgott ejm vetraut.
Ä nimmts, wies kümmt, es lausich Lejm,
wenns Wejte nuch su graut.
Und sei Humoo, des is die Wözz,
obs krumm get ouwe groud,
sulang a Douch nuch üben Kuopf,
is üm kann Lache schoud.

Drüm souch ich euch, ije liebn Leut,
wenn ije mich arma Moa
mit mein beloudna Grouskorb sächt,
habbt nije die Tüö gleich noa.
Betroacht euch meina Tappe öscht,
fein saube und akkrat,
die hoam schö manning feina Herrn
öft kolta Füß despoat.

 

 

„Der alte Herold von Ziegelerden hat glücklich ein Paar Tappen verkauft.“ So lautete die Original-Bildunterschrift in dem von Andreas Bauer, Kronach, herausgegebenen „Frankenwald-Kalender“ (1933), dem dieses Bild entnommen ist. Im damaligen Artikel über die Tappenmacherei hieß es unter anderem: „Was früher in einzelnen armen Familien schon gemacht wurde, es musste in der schwersten Notzeit für alle gehen, die Arbeitswillen hatten. Und der Arbeitswille zeigte sich mächtig, als durch die Dörfer mit einem Male die Welle der Tappenmacherei übergriff.“