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50-jähriges Weihejubiläum der evangelischen Kirche
St. Michael Gehülz (I)

Am 24. September 1961 wurde das evangelische Gotteshaus St. Michael Gehülz eingeweiht, womit für die Lutheraner im zentralen Siedlungsbereich der Haßlacherbergkette ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung ging. Zum 50-jährigen Weihejubiläum wartete die Filialgemeinde mit einem Veranstaltungszyklus auf, der sich – ähnlich wie der einstige Kirchenbau – über ein ganzes Jahr erstreckte. Vom 3. Oktober 2010 bis zum 2. Oktober 2011 erfasste er wichtige Stationen des Kirchenjahrs und gipfelte in einem abschließenden Jubiläumswochenende.
In Erinnerung an die „Bausteine“, die bei einer Spendenaktion zur Finanzierung des Kirchenbaus vor einem halben Jahrhundert „verkauft“ worden waren, wurde die St.-Michael-Kirche im Rahmen des Jubiläumsjahrs 2010/2011 puzzleartig aus hölzernen „Bausteinen“ im Kleinformat nachgebildet. Dabei war jeder „Baustein“ einem bestimmten Feiertag, Fest oder Zeitabschnitt des Kirchenjahrs zugeordnet, was durch Anbringung eines entsprechenden Symbols auf dem jeweiligen „Baustein“ verdeutlicht wurde. Zu jeder Kirchenjahrs-Station wurden Fotos mit ortskirchlichen Motiven aus früheren Jahren und aus dem aktuellen Jubiläumsprogramm ausgestellt. Die Symbole zu den einzelnen Stationen, die auf dem Gotteshaus-Modell und auf den Fototafeln angebracht wurden, waren mit der jeweiligen liturgischen Farbe (violett, weiß, grün, rot oder schwarz) umrahmt.
● In diesem Zusammenhang sei noch verwiesen auf das 2008 begangene 50-jährige Jubiläum des evangelischen Kirchenbauvereins Gehülz. Auf unserer Webseite zum damaligen Festanlass wird auch in die Geschichte des evangelischen Gemeindelebens auf dem Haßlacherberg und der Gehülzer St.-Michael-Kirche zurückgeblickt.   -bg.-

Nachfolgend dokumentieren wir die einzelnen Stationen des Jubiläumsprogramms 2010/2011 in Bildern, Worten und Symbolen.


Den Auftakt zum Jahresreigen bildete der Erntedank-Gottesdienst 2010 mit Feier des Heiligen Abendmahls. Das Motto „Mit unserer Kirche durch das Jahr“ bezog Pfarrerin Susanne Treber auf den Gang durch die Jahreszeiten, die Zeiten des Kirchenjahrs und die Jahre der Geschichte. Sie sprach von der dankbaren Erinnerung, die zu vertrauen helfe, und von den „Früchten des Heils, die niemals verwelken“. Liturgische Lektorin Erika Rodzinski las das Evangelium aus Matthäus 6 über die täglichen Sorgen. An der Orgel gestaltete Christine Burkhardt den Gottesdienst mit.

 

Zu Erntedank war das Gotteshaus traditionsgemäß mit Früchten des Gartens und Feldes geschmückt. Die prachtvolle Ausgestaltung hatte Susanne Lorenz mit Unterstützung von Mesnerin Gabriele Hopf sowie ihres Ehemanns Matthias Lorenz realisiert. Dieser hatte auch das aus Puzzleteilen zusammengesetzte Modell der Kirche mit dem Grundstein, dem St.-Michael-Fenster, dem Giebelkreuz und dem Glasbaustein-Kreuzmotiv geschaffen.

 

Obige Abbildung zeigt vier Reformatoren und entstammt dem 2002 restaurierten Wandbild im Gemeinderaum der Gehülzer Michaelskirche: „Luther, Melanchton, Bugenhagen und Cruciger, die Bibel übersetzend“. Unter diesem Bild fassen wir drei kurz aufeinander folgende Stationen des Jubiläumsprogramms 2010/2011 zusammen, nämlich die Gottesdienste zu drei Anlässen speziell des evangelischen Kirchenjahrs: zum diesmal auf einen Sonntag fallenden Gedenktag der Reformation (31. Oktober), zu dem mit einem Abendgottesdienst begangenen Buß- und Bettag sowie zum Ewigkeitssonntag als letztem Sonntag des Kirchenjahrs.
Am Reformationstag betonte Pfarrerin Susanne Treber in ihrer Predigt: „Was den Reformator Martin Luther so bewegt und befreit hat, das kann auch uns befreien und bewegen: Dass wir allein mit unserem Vertrauen auf Gottes Liebe Gott recht sind.“ Jesus Christus habe es uns möglich gemacht, unser Heil zu finden, indem wir der Liebe Gottes vertrauen. Er habe bereits sein Leben dafür gegeben. Er habe da, wo Menschen einander Steine in den Weg legten, diese aufgehoben, ausgeräumt, indem er sie selber getragen hat. „Und als er darunter begraben lag, unter einem großen Grabstein wie unter der Last der Welt, wälzte Gott den Stein fort und befreite ihn.“ Susanne Treber weiter: „Es macht einem Mut, dies zu betrachten: Jesu Leben, Leiden und Auferstehen.“ „Sehr schön“ fand es die Pfarrerin, dass Vertreter der evangelisch-lutherischen und der römisch-katholischen Kirche am 31. Oktober 1999 in Augsburg gemeinsam unterschrieben hatten: „Allein aus Gnade im Glauben an die Heilstat Christi, nicht aufgrund unseres Verdienstes werden wir von Gott angenommen.“
Am Buß- und Bettag nahm Pfarrerin Treber Bezug auf das Kreuzsymbol, das daran erinnere, „dass Jesus Christus sein Leben hingegeben hatte, um alles auszuräumen, was der Vergebung und dem Frieden für die Menschen im Weg stand und steht“. Dies, so Susanne Treber, mache Mut, „unser Seelenhaus immer wieder neu mit Geschichten der Liebe Gottes einzurichten, die er uns schenkt“. Denn so mache es Gott uns möglich, „Altes getrost loszulassen und auszuräumen: vielleicht alten Groll gegen einen Mitmenschen, Dinge, die dem Frieden und der Vergebung im Weg stehen, Dinge, die uns und andere belasten, Dinge, die längst vergangen sind“. Da Vergebung für alle Menschen wichtig sei, sei es laut Pfarrerin Treber gut, den Buß- und Bettag als Gelegenheit zu nützen, „Gott zu sich einzuladen, damit er uns hilft, dass unser Seelenhaus ins Reine kommen kann, und wir dann froh und erleichtert sein dürfen“.
Am Ewigkeitssonntag bezog sich Dekanin Dorothea Richter auf die Vision des Sehers Johannes (Offenbarung 21): „Wenn das Neue eintritt, werden die Tränen getrocknet, auch die, die am heutigen Gedenktag um die Toten geweint werden. Wenn das Neue eintritt, enden die Warum-Fragen, die gerade im Zusammenhang mit dem Tod eines geliebten Menschen immer wieder aufbrechen: Warum musste er oder sie so früh sterben? Warum trifft mich das Leid und nicht einen anderen? Das Schweigen Gottes, unter dem Menschen so oft leiden, vergeht wie der Nebel, wenn die Sonne aufgeht. Wenn die Menschen Gott schauen, ist Glaube nicht mehr nötig.“ Auf die Frage „Was erwarten wir von der Zukunft?“ entgegnete die Dekanin: „Unabhängig davon, welche Prognosen der Futurologen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten sich bewahrheiten oder nicht: Wir hoffen auf Gottes neue Welt.“ Diese Hoffnung trage uns auch, wenn wir trauern, betonte Dorothea Richter. „Wir glauben, dass die Menschen, die wir geliebt haben, nicht verloren sind, sondern Anteil bekommen an Gottes neuer Welt. Sie sind bei Gott nicht vergessen.“ Die Dekanin ging auch auf die in Kronach aktuell geführte Diskussion über anonyme Bestattungen ein und sagte: „Wir werben hier in Kronach von Seiten der Kirchen dafür, den Verstorbenen ihren Namen zu lassen. Wir bitten den Stadtrat, dafür zu sorgen, dass an der geplanten Urnenwiese die Namen der dort Bestatteten angebracht werden.“

 

Der Gottesdienst am ersten Adventssonntag, zum Auftakt des neuen Kirchenjahrs, fand mit Feier des Heiligen Abendmahls statt. Vier Tage später bereicherten Heimatpflege-Verein und Kirchenbauverein das Jubiläumsjahresprogramm mit der adventlichen Sonderveranstaltung „Willkommen an der Heimatkrippe! Musik – Worte – Botschaft“, bei der auch auf das Brauchtumsprojekt „Gehülzer Heimatkrippe“ und seine Begleitaktivitäten in der Zeit von 1993 bis 2010 zurückgeblickt wurde. Mit dem Vorstellungsabend für die Gehülzer Heimatkrippe 1994 und zwischenzeitlich achtmal „Mundart-Advent“ sei die nunmehrige Sonderveranstaltung mit Bilanzziehung die zehnte Folge in diesem Veranstaltungszyklus, sagte Bernd Graf, der das Programm zusammengestellt und den von Ria Blinzler, Helga Biesenecker und Reiner Süßmann vorgetragenen Rückblick verfasst hatte. Graf erinnerte an die von Martin Luther überlieferten Worte: „Wer Gott erkennen will, der schaue in die Krippe...“ Mehr über diese Sonderveranstaltung an der adventlichen Heunischenburg-Heimatkrippe ist auf einer eigenen Webseite zu erfahren.
Nochmal zurück zum Gottesdienst am ersten Advent: Pfarrerin Susanne Treber sprach davon, wie Jesus Christus als Gerechter und Helfer von Gott in die Welt gesandt wurde. Der Geist Jesu könne auch heute überall und zu jeder Stunde wirksam sein in Menschen, die sich ihm öffnen. „So können wir stets auf sein Kommen warten“, erklärte die Pfarrerin. An einer Erzählung wurde verdeutlicht, wie ein Handeln im Sinne Jesu, das einen Ausgleich für Benachteiligte schafft, konkret aussehen kann. Und wie einem gerade dann ganz unerwartet viel Erfüllung zuteil werden kann.

 


Mit der Christvesper am Heiligen Abend wurde es in St. Michael Gehülz weihnachtlich. Mit einer Kindergruppe bot Pfarrerin Susanne Treber das Krippenspiel „Tragt in die Welt nun ein Licht“ dar, das aus Schauspiel-Szenen und Stabpuppen-Schattenspiel-Szenen bestand und in das die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium integriert war. Im Schlussdialog erklärte der Engel Ariel dem Mädchen Judith, wie Weihnachten mehr sein wird als eine alte Geschichte und nicht nach einigen Tagen schon vorbei. Gott habe seine Liebe zu den Menschen kundgetan, „indem er selber ein Mensch geworden ist und indem er in die ganz gewöhnliche Welt von uns Menschen eingetaucht ist“, sagte Pfarrerin Treber in ihrer Predigt. Die Einladung an die Krippe beinhalte auch die Einladung „zu unserem Gott, der unsere Welt kennt und bei dem wir nicht perfekt sein müssen, der einen Blick dafür hat, was Menschen wirklich schmerzt und was ihnen wirklich gut tut“. Die vom Kronacher Posaunenchor mitgestaltete Christvesper klang traditionsgemäß aus mit „O du fröhliche“.
Es folgt ein weiteres Foto vom Krippenspiel 2010, und zwar von der Szene „Der Engel bei den Hirten“.


 



Während zu Weihnachten die Menschwerdung Gottes in Jesus gefeiert worden war, betonte nun Epiphanias – das Fest der Erscheinung des Herrn – die Göttlichkeit Jesu Christi und seine Bedeutung für die Welt. Dies bestätigt auch die Anbetung des Krippenkindes durch die drei Sterndeuter aus dem entfernten Osten, die in der Gehülzer Heimatkrippe – wie in den meisten Krippen – als Könige dargestellt sind.
Nicht an Epiphanias (6. Januar), sondern am ersten Sonntag danach fand in St. Michael Gehülz der Auftaktgottesdienst für die diesmal extrem lange Epiphaniaszeit statt. Das Evangelium dieses Sonntags aus Matthäus 3 handelte davon, wie sich Jesus am Jordan von Johannes taufen ließ. Aus Matthäus 4 stammte der Predigttext über den Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu in Galiläa. Davon leitete Pfarrer Martin Gundermann – passend zum Anfang des neuen Kalenderjahrs – Gedanken zum Thema „Aufbruch und Neubeginn“ ab. Jesu Aufforderung „Tut Buße!“ übersetzte der Pfarrer in die Worte: „Haltet erst einmal eine Einkehr!“ („Buße braucht Muße“). Jesus wolle den Menschen nicht drohen, sondern ihnen dabei helfen, von alten Gewohnheiten und Ängsten, die sie in Beschlag nehmen, frei zu werden und ihre Gaben und Möglichkeiten zu entdecken. Aus Jesu Aufbruch und Neubeginn zog Martin Gundermann die Erkenntnis: Die kleinen Schritte sind es, die nachhaltig zum Ziel führen können. „Aufbruch und Neubeginn – wie könnte es bei uns aussehen?“ fragte der Pfarrer am Schluss seiner Predigt. „Nehmen Sie sich die Zeit – gerade im Alltag. Was ist wirklich wichtig? Das Reich Gottes – es wird geschenkt. Gottes Licht scheint und erhellt diese Welt und unser Leben unter seinem Segen. Darauf vertraute auch Jesus, als er schließlich nach Jerusalem zog und seinen Weg ging bis ans Kreuz und darüber hinaus ins Leben. Dieses Vertrauen schenke Gott uns allen.“


Fortsetzung: Teil II